Gerhard Könighofer
Als ich das erfahren hatte und sah, daß die erste Etappe von Andratx (Mallorca) nach Reggio (Straße von Messina) ein reiner Spinnakerkurs (rechtweisender Kurs: 95 Grad über eine Entfernung von 660 Seemeilen) sein wird, freute ich mich sofort auf einen Action-Urlaub.
Es kam aber anders.
Schon beim Auslaufen am Samstag, den 27.April 2002 um 16:45 blies uns ein Ostwind mit 10 bis 15 Knoten entgegen. Besonders in der Nacht war der Wind unangenehm naßkalt. Ständige Änderungen der Windstärke mit den damit verbundenen häufigen Segelwechsel zwischen "Genua #3" bis hin zur "Diesel-Genua" und retour hielten uns aber warm. Montag abends erreichten wir die Südspize von Sardinien und Mittwoch mittag liefen wir in Palermo ein. Bis dahin hatten wir lediglich eine halbe Stunde Halbwind in der das Boot aber sofort auf 15 Knoten (GPS) beschleunigte.
In Palermo, in der Marina "Villa Igiea" erfreuten wir uns an einem problemlos benutzbaren Klo, den Duschen und einer Pizza.
Am nächsten Tag verließen wir Palermo Richtung Straße von Messina. Kurz nach dem Auslaufen überraschten uns heftige Fallwinde mit bis zu 33 Knoten Wind. Beim Reffen des Großsegels verloren wir eine Latte und die "Kevlar-Genua #3" riß. Wieder begann das übliche Spiel gegen Ostwind mit häufig wechselnder Stärke. Das Boot erreichte aber mit "Genua #4 (Fock)" und ohne Großsegel problemlos 9 Knoten (GPS). Freitag um 5:30 änderten wir den Kurs nach Süden Richtung Straße von Messina und der Wind drehte (wer hatte es anders erwartet?) auf Süden. Ausserdem nahm er auf Sturmstärke (40 Knoten mit Böen bis zu 46 Knoten) zu. Sehr kurze brechende Wellen liefen uns entgegen. Für fünf Seemeilen bis zur Einfahrt brauchten wir fünf Stunden und wenn nicht der Strom Richtung Süd nicht genau zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt hätte, hätten wir nicht in die Straße einfahren können. Trotz heftigen Schiffs- und Fährverkehrs und unveränderten Wind- und Wellenbedingungen schafften wir mit Hilfe des Stroms die restlichen 11 Seemeilen nach Reggio in drei Stunden. Das Anlegen in der Marina bei 25 Knoten Seitenwind war auch keine Erleichterung.
Ich wollte einen Action-Urlaub - und bekam ihn auch.
Wir haben ca. 681 Seemeilen (ohne Kreuzkurse!) in ca. 119 Stunden zurückgelegt, was einer Marschgeschwindigkeit von 5.7 Knoten entspricht.
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Ich wünsche der Crew für die zweite Etappe besseren Wind.